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NewsWenn der Swaggernaut mit der Schleckrosine Speichelhockey spielt…

Wenn der Swaggernaut mit der Schleckrosine Speichelhockey spielt…

Irgendwann stellt sich jeder Vater beim Blick auf seinen Nachwuchs einmal die altbekannte Frage: „Wo ist bloß nur die Zeit geblieben?“ Gestern war der Sprössling noch klein und süß, heute ist er pickelig, mies gelaunt und schwer auf Krawall gebürstet. Ja, der Weg durch die Pubertät kann sehr steinig sein, sowohl für die Kids als auch für ihre Papas. Regelmäßig reden Vater und Sohn/Tochter gnadenlos aneinander vorbei und besonders die Jugendlichen fühlen sich dabei oft sehr un/- oder missverstanden. Apropos nicht verstehen: Manchmal beginnt dieses Problem bereits bei den Wörtern, die die Heranwachsenden benutzen. Weil Väter diese einfach noch nie gehört haben, geschweige denn ihre Bedeutung kennen. Die Jugendsprache von heute – ein Erklärungsversuch.

Jugendliche sprechen teilweise eine ganz eigene Sprache, quasi eine Art Slang. Um den Daddys beim Verstehen ihrer Pubertiere eine kleine Hilfestellung zu geben, hier einmal ein buntes Potpourri an Jugendwörtern der vergangenen Jahre – sicherheitshalber mit Übersetzung:

Fast überall gewinnt man damit, nur in der Schule nicht: Die Rede ist vom Sechserpasch!

Sommer, kurz vor den großen Ferien: Nach Wochen der krassen Desozialisierung (Zustand während des Lernens), um die Noten noch irgendwie zu retten, holt sich der ein oder andere zukünftige Hartzer (Arbeitslose) am letzten Schultag seinen Zettel mit dem Sechserpasch (Zeugnis) ab und mädelt anschließend rum (tut sich selber leid). Ärger mit der Mama ist zwangsläufig vorprogrammiert, da nutzt auch der prophylaktisch mitgebrachte Heuchlerbesen (Blumenstrauß) nichts. Isso!

Der Plan: Vorher rumoxidieren, um später endlaser abgehen zu können

Der Frust beim Heranwachsenden sitzt tief, er muss auf jeden Fall später betäubt werden. Am besten auf irgendeiner Feier. Quasi zur Vorbereitung darauf wird zu Hause erst einmal eine Runde rumoxidiert (relaxt), schließlich möchte man auf der geplanten Party ja topfit sein und endlaser abgehen (ordentlich feiern). Um im Fummelbunker (Disko) auch nice (schön) auszusehen, werden am frühen Abend erst das Clerasil-Testgelände (Gesicht) und danach die Haare vor dem Spiegel in stundenlanger Kleinarbeit aufgepimpt (schön gemacht). Eine Grundlage für den anstehenden Alkoholgenuss ist auch eminent wichtig, also wird kurz vor der Feierei noch schnell eine Phosphat-Stange (Bratwurst) im Glutamat-Palast (Schnellimbiss) verschlungen. Yalla!

Türsteher: „Talk to the hand!“ Möchtegern-Gast: “Alder, übertreib!”

Vor der Diskothek angekommen, müssen die ersten Feierwütigen wider Willen gleich wieder abreisen. Der Türsteher hat nämlich keinen Turn (schlechte Laune) und schickt aus äußerst fraglichen Gründen jeden nach Hause, der ihm nicht passt. Egal ob Maulpesto (Mundgeruch), Arschfax (Etikett, das hinten aus der Hose hängt) oder Alkoholschwangerschaft (Bierbauch) – es gibt immer einen Grund. Aufkeimende Diskussionen werden dabei vom Einlasser mit Overcut (Halbglatze) bereits im Keim mit bösem Blick und einem in der Jugendsprache unmissverständlichen „Talk to the hand!“ (laber mich nicht voll!) zunichte gemacht. Mindfuck (Verwirrung) und Frust ist bei den verdutzten Möchtegern-Partygängern somit vorprogrammiert. Alder, übertreib!
Den Glücklichen, die es in den Innenraum der Zappelbude (Diskothek) geschafft haben, bietet sich ein Blick auf die verschiedensten Persönlichkeiten: Ultracoole Playa (lässige Jungs), Süßmos (hübsche Bengels), Nerds mit Bildschirmbräune (helle Haut) auf der einen Seite – aufgebitchte (zurechtgemachte) Girls und Büffelhüften (Mollige) auf der anderen. Mittendrin der Plattenpräsident (DJ), der den grölenden Mob mit feinster Musik versorgt und die Theken-Uschis, die kräftig Hopfensmoothies (lecker Bierchen) ausschenken.

Dieser Moment, wenn man sich komplett gehasselhofft hat…

Der Abend nimmt seinen Lauf und jede/r Beteiligte macht das, was sie/er am besten kann. Der Swaggernaut (extrem cooler Typ) spielt mit der Schleckrosine (extrem hübsche Braut) Speichelhockey (küssen), während andere total unterhopft (durstig) sind und sich hochmotiviert Kurvenschuhe anziehen (sich betrinken). Wiederum andere haben das bereits schneller geschafft, als ihnen lieb war, sie haben sich viel zu früh komplett gehasselhofft (betrunken) und stehen nun in der Pisseria (Toilette) und produzieren Straßenpizza (übergeben sich). Ganz Unvernünftige verlassen ebenfalls den Pfad der Tugend und organisieren sich vom Waldapotheker (Drogendealer) Lach-Tabak (Marihuana) und bräunen ihre Lungen, indem sie das Zeug in einer dunklen Ecke weginhalieren (rauchen). Weitaus vernünftigere Jungs und Mädels dagegen machen einfach nur eine Tanzung (feiern), führen zwischendurch Enterbrainment (niveauvolle Unterhaltung) durch und vernaschen dabei geschmeidig ein paar Gläschen Flüssigwecker (Energy-Drink). Das einzig unvernünftige, wenn man es überhaupt so nennen darf ist, dass sie gelegentlich Fotobombing (sich auf ein Foto schmuggeln) betreiben.

Worst-Case: Erst abmaulen und dann noch die Spidermann-App auf dem Handy

Zu später Stunde geht es dann nach Hause. Einige düsen direkt dorthin, um schnellstmöglich eine Blaupause (alkoholbedingter Schlaf) einzulegen. Das ist auch nötig, denn direkt nach Einsetzen des Standby-Blickes (Gesichtsausdruck bei geistiger Abwesenheit) ist beim abmaulen (hinfallen) auch noch das Handy hingefallen und verfügt nun ungewollt über die berühmt-berüchtigte Spidermann-App (zerbrochenes Display). Hungrige Partygänger schieben sich mit ihrem ABF (allerbester Freund) auf dem Nach-Hause-Weg noch irgendwo eine Mafiatorte (Pizza) rein, während bei Alpha Kevin (ein Dümmling) und der Landreismatratze (ein stets williges Mädchen) erst Augensex (starker Blickkontakt) und dann Gehirnfasching (abwegige Gedanken) von statten geht. Anschließend verschwinden die beiden als Folge dessen mit paarungsbereitem Blick im Gebüsch.
Nach einem entweder pyro (gigantisch & wahnsinnig), gediegenem (cool & lässig) oder kontrageilen (blöd) Abend geht es dann für alle Partytiere früher oder später ins Land der Träume und ein ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende zu…

Ruft euren Kids „YOLO!“ zu, statt ihnen angeblich ihren Spaß zu krimmen!

Zugegeben, rein fiktiv und an der ein oder anderen Stelle sicher ordentlich übertrieben, ist das oben beschriebene Szenario zumindest teilweise gar nicht sooo weit hergeholt. Aber gut, Parties, Alkohol & Co. stehen auf einem anderen Blatt, hier geht es lediglich um die Wortwahl. Vielleicht ist es aus Papa-Sicht ja gar nicht so verkehrt, diese für zukünftige Gespräche & Diskussionen mit dem pubertierenden Nachwuchs einfach mal selbst aufzugreifen und zur Überraschung spontan in den Raum zu werfen? Statt permanent zu Darthvadern (den Vater raushängen lassen) und den Kids angeblich ihren Spaß zu krimmen (klauen), werden die Sprösslinge demnächst halt einfach mal mit den Worten „Chill deine Basis!“ oder „YOLO! (you only live once) bombardiert. Das Überraschungsmoment ist dadurch sicher auf der Seite der Daddys und als Zugabe gibt’s noch ein doofes Gesicht vom Nachwuchs gratis dazu. Allein das ist der Spaß doch wert, oder? Also gönnt euch und feuert munter raus, ihr Babos!

Fotocredit: © oneinchpunch – Fotolia.com

Thomas Bentler
Thomas Bentlerhttps://www.lektora.de/thomas-bentler/
Thomas Bentler ist 35 Jahre alt und lebt in der Nähe von Paderborn. Vom aktiven Amateurfußballer avancierte er bereits mit 27 Lenzen zum Trainer einer Kreisliga-A-Seniorenmannschaft, um später sogar Coach eines U17-Bundesliga-Teams zu werden. Er ist Autor des Buches "Volle Pulle Kreisliga".

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